Kapitel 4
Der Bibliothekar
Athena
atmete tief durch. Die kühle Morgenluft tat ihr sehr gut. Sie waren bereits in
aller Frühe aufgebrochen und über das erste Ziel schwieg Duke sich aus. Ihr
blieb keine andere Wahl als ihm zu folgen, denn in dieser Gegend kannte sie
sich nicht wirklich aus.
"Wir
werden zuerst ins nächstgelegene Dorf gehen und dort Pferde kaufen, damit wir
schneller voran kommen. Ascendary bleibt verdeckt. Nicht soll von seiner
Existenz erfahren. Solltet ihr Ascendary verraten, wird es das letzte sein was
ihr getan habt." sagte Duke nach einer Weile Fußmarsch. Er trug
Straßenkleidung. Die goldene
Greifenrüstung lag in einer Truhe in seinen Haus.
Athena
nickte. "Ich werde das Geheimnis nicht verraten, keine Sorge. Als Kind
habe ich Greifen geliebt. Ich habe nie verstanden warum man sie ausgerottet
hat."
Duke
erwiderte nichts darauf und sie gingen im Schutz des Waldes weiter. Nach einer
für Athena schier endlosen Zeit wortlosen Fußmarsches erreichten sie den Waldrand.
Am Waldrand
lag ein kleines idyllisches Dorf.
"Das ist
Trauerheim. Dort werden wir unsere Pferde finden." sagte Duke und deutete
auf das Dorf.
"Trauerheim?
Was für ein Name." Athena runzelte die Stirn.
"Der
Grund liegt dort drüben." Duke zeigte zur rechten Seite des Dorfes.
"Sind
das ....?" Athena versuchte es zu erkennen,
"Ja,
das sind Trauerweiden. " bestätigte Duke Athenas Vermutung.
"Und so
viele. Ich dachte sie stehen eher einzeln?" wunderte sie sich.
"In der
Tat tun sie das normalerweise, aber hier ist es das Resultat einer
Legende." sagte jemand hinter ihnen.
Sofort
fuhren Duke und Athena herum, wobei Duke einen Dolch zückte und ihn der Gestalt
an den Hals hielt.
Vor ihnen
stand ein Mann mit schwarzen, nach hinten gekämmten glatten Haar. Er trug
schwarze Gewänder, die ein wenig dunkelviolett angehaucht schienen, wie ein
kaum merkbarer Glanz.
In den
Händen hielt er ein Buch. Unbeeindruckt und mit neutralen Gesicht sah er Duke
und Athena an.
"Wer
wird denn gleich so nervös werden?" fragte er.
"Wir
schätzen es nicht, wenn man sich unbemerkt von hinten heran schleicht."
erwiderte Duke.
"Anschleicht?
Ich bitte euch. Sehe ich so aus, als ob ich des Schleichens mächtig bin."
Der Fremde schmunzelte für einen kurzen Moment.
"Was
macht ihr dann hier?" Duke senkte den Dolch.
"Spazieren
gehen. Ich bin zu Gast in Trauerheim und wie ihr seht bin ich
Bibliothekar." Der Fremde hob das Buch an.
"Ein
Buch macht noch lange keinen Bibliothekar und außerdem was macht ein
Bibliothekar in einen so kleinen und abgelegenen Dorf wie Trauerheim."
Duke blieb misstrauisch.
"Recherchieren."
erwiderte der Fremde.
"Was
denn recherchieren?" fragte nun Athena, die sich das bis jetzt schweigend
mit angehört hatte.
"Ich
recherchiere die Legende von Trauerheim." Der Fremde deutete auf die
Trauerweiden.
"Was
hat es denn mit den Trauerweiden auf sich?" Sie schaute ihn fragend an.
"Einer
Legende nach gab es hier einen Kampf zwischen 2 Drachen. Dort, wo die
Trauerweiden stehen, soll er stattgefunden haben. Es heißt, das der überlebende
Drache den toten Drachen dann davon getragen hat und das das Blut der Beiden,
das während des Kampfes vergossen wurde, in den Boden gesickert ist und daraus
Trauerweiden wuchsen. Ich versuche heraus zu finden, warum die Drachen dort
kämpften und wer sie waren." erzählte der Bibliothekar.
"Das
ist doch nur eine Legende." sagte Duke.
"Jede
Legende enthält ein Körnchen Wahrheit." konterte der Fremde.
"Mein
Name ist Athena." Athena reicht ihm die Hand.
"Lysander."
erwiderte der Bibliothekar freundlich und schüttelte ihre Hand.
"Angenehm."
nickte Athena.
"Duke."
Duke steckte den Dolch weg und reichte Lysander die Hand.
"Ebenfalls
angenehm." sagte Lysander.
"Jetzt
müssen wir aber weiter." Duke deutete auf Trauerheim.
"Dann
begleite ich euch, denn ich war gerade auf den Rückweg meines
Spaziergangs." Lysander setzte sich in Bewegung.
Athena und
Duke folgten ihm und so gingen sie gemeinsam ins Dorf.
*
Dexter
Demerodt seufzte. Erstand an der Reling der INQUEST und schaute in die Ferne.
Das fliegende Schiff, das einer Galeone glich, flog über Dörfer und Felder
hinweg.
"Woran
denkst du, Dexter?" fragte Rowan und gesellte sich neben ihm. Der Wind spielte
mit ihren gelockten roten Haaren.
"Warum
ich?" Er schaute sie dabei nicht an und blickte weiter in die Ferne.
"Weil
du der Beste bist." lächelte Rowan und strich mit der Hand über seine
Wange.
"Genug
der Heuchelei." Er packte ihre Hand und drückte sie von sich weg.
"Wieso kannst nur du das Dokument finden und warum soll ich dich
beschützen? Und wovor?"
Sie rieb
sich sanft das Handgelenk und sah ihn an. "Du willst es wirklich
wissen?"
"Ja,
das will ich. Ich habe nicht vor in ein offenes Messer zu laufen." Dexters
Stimme nahm einen harten Unterton an.
"Nun
gut." Rowan lehnte sich mit den Unterarmen auf die Reling und schloss
einen Moment ihre Augen um den Wind zu genießen. "Es ist nicht das
Dokument das ich aufspüren kann, sondern die Botin."
Dexter sah
sie an. "Wie ist das zu verstehen?"
"Die Botin
heißt Athena und ist eine Aranasera. Ich bin in der Lage sie aufzuspüren und wo
sie ist, ist das Dokument. So einfach ist das." Rowan ließ die Augen
geschlossen.
"Und
warum ich? Bei unserer gemeinsamen Vergangenheit wäre ein anderer Beschützer
doch nur logisch gewesen." Dexter schüttelte ungläubig den Kopf.
Rowan
öffnete ihre Augen, drehte ihren Kopf zu ihm und sah ihn ernst an. "Weil
du nun einmal der beste Kämpfer des Ordens bist und weil wir beide eine
gemeinsame Vergangenheit haben, in der wir sehr gut zusammen agiert haben."
"Ich
will diese Vergangenheit nicht zurück!" sagte Dexter verächtlich.
"Was du
willst und was nicht, das interessiert den Orden nicht. Du hast seine Interessen
zu wahren und zu vertreten. Der Orden steht über unsere privaten
Interessen." Rowan blickte ihn ernst an.
Plötzlich
ging ein Ruck durch das Schiff.
"ANGRIFF!
WIR WERDEN ANGEGRIFFEN!" schrie jemand.
Dexter und
Rowan drehten sich um. 1 großer roter Drache näherte sich von der anderen
Seite.
"Bei
den Orden! Wieso greift uns der Kretin an? Die roten Drachen haben doch einen
Pakt mit unseren Orden!" zischte Rowan wütend.
"Wohl
nicht mehr." Dexter zog sein Schwert.
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