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Sonntag, 11. Mai 2014

Kapitel 4


Kapitel 4

Der Bibliothekar

 

Athena atmete tief durch. Die kühle Morgenluft tat ihr sehr gut. Sie waren bereits in aller Frühe aufgebrochen und über das erste Ziel schwieg Duke sich aus. Ihr blieb keine andere Wahl als ihm zu folgen, denn in dieser Gegend kannte sie sich nicht wirklich aus.

"Wir werden zuerst ins nächstgelegene Dorf gehen und dort Pferde kaufen, damit wir schneller voran kommen. Ascendary bleibt verdeckt. Nicht soll von seiner Existenz erfahren. Solltet ihr Ascendary verraten, wird es das letzte sein was ihr getan habt." sagte Duke nach einer Weile Fußmarsch. Er trug Straßenkleidung. Die goldene  Greifenrüstung lag in einer Truhe in seinen Haus.

Athena nickte. "Ich werde das Geheimnis nicht verraten, keine Sorge. Als Kind habe ich Greifen geliebt. Ich habe nie verstanden warum man sie ausgerottet hat."

Duke erwiderte nichts darauf und sie gingen im Schutz des Waldes weiter. Nach einer für Athena schier endlosen Zeit wortlosen Fußmarsches erreichten sie  den Waldrand.

Am Waldrand lag ein kleines idyllisches Dorf.

"Das ist Trauerheim. Dort werden wir unsere Pferde finden." sagte Duke und deutete auf das Dorf.

"Trauerheim? Was für ein Name." Athena runzelte die Stirn.

"Der Grund liegt dort drüben." Duke zeigte zur rechten Seite des Dorfes.

"Sind das ....?" Athena versuchte es zu erkennen,

"Ja, das sind Trauerweiden. " bestätigte Duke Athenas Vermutung.

"Und so viele. Ich dachte sie stehen eher einzeln?"  wunderte sie sich.

"In der Tat tun sie das normalerweise, aber hier ist es das Resultat einer Legende." sagte jemand hinter ihnen.

Sofort fuhren Duke und Athena herum, wobei Duke einen Dolch zückte und ihn der Gestalt an den Hals hielt.

Vor ihnen stand ein Mann mit schwarzen, nach hinten gekämmten glatten Haar. Er trug schwarze Gewänder, die ein wenig dunkelviolett angehaucht schienen, wie ein kaum merkbarer Glanz.

In den Händen hielt er ein Buch. Unbeeindruckt und mit neutralen Gesicht sah er Duke und Athena an.

"Wer wird denn gleich so nervös werden?" fragte er.

"Wir schätzen es nicht, wenn man sich unbemerkt von hinten heran schleicht." erwiderte Duke.

"Anschleicht? Ich bitte euch. Sehe ich so aus, als ob ich des Schleichens mächtig bin." Der Fremde schmunzelte für einen kurzen Moment.

"Was macht ihr dann hier?" Duke senkte den Dolch.

"Spazieren gehen. Ich bin zu Gast in Trauerheim und wie ihr seht bin ich Bibliothekar." Der Fremde hob das Buch an.

"Ein Buch macht noch lange keinen Bibliothekar und außerdem was macht ein Bibliothekar in einen so kleinen und abgelegenen Dorf wie Trauerheim." Duke blieb misstrauisch.

"Recherchieren." erwiderte der Fremde.

"Was denn recherchieren?" fragte nun Athena, die sich das bis jetzt schweigend mit angehört hatte.

"Ich recherchiere die Legende von Trauerheim." Der Fremde deutete auf die Trauerweiden.

"Was hat es denn mit den Trauerweiden auf sich?" Sie schaute ihn fragend an.

"Einer Legende nach gab es hier einen Kampf zwischen 2 Drachen. Dort, wo die Trauerweiden stehen, soll er stattgefunden haben. Es heißt, das der überlebende Drache den toten Drachen dann davon getragen hat und das das Blut der Beiden, das während des Kampfes vergossen wurde, in den Boden gesickert ist und daraus Trauerweiden wuchsen. Ich versuche heraus zu finden, warum die Drachen dort kämpften und wer sie waren." erzählte der Bibliothekar.

"Das ist doch nur eine Legende." sagte Duke.

"Jede Legende enthält ein Körnchen Wahrheit." konterte der Fremde.

"Mein Name ist Athena." Athena reicht ihm die Hand.

"Lysander." erwiderte der Bibliothekar freundlich und schüttelte ihre Hand.

"Angenehm." nickte Athena.

"Duke." Duke steckte den Dolch weg und reichte Lysander die Hand.

"Ebenfalls angenehm." sagte Lysander.

"Jetzt müssen wir aber weiter." Duke deutete auf Trauerheim.

"Dann begleite ich euch, denn ich war gerade auf den Rückweg meines Spaziergangs." Lysander setzte sich in Bewegung.

Athena und Duke folgten ihm und so gingen sie gemeinsam ins Dorf.

 

*

 

Dexter Demerodt seufzte. Erstand an der Reling der INQUEST und schaute in die Ferne. Das fliegende Schiff, das einer Galeone glich, flog über Dörfer und Felder hinweg.

"Woran denkst du, Dexter?" fragte Rowan und gesellte sich neben ihm. Der Wind spielte mit ihren gelockten roten Haaren.

"Warum ich?" Er schaute sie dabei nicht an und blickte weiter in die Ferne.

"Weil du der Beste bist." lächelte Rowan und strich mit der Hand über seine Wange.

"Genug der Heuchelei." Er packte ihre Hand und drückte sie von sich weg. "Wieso kannst nur du das Dokument finden und warum soll ich dich beschützen? Und wovor?"

Sie rieb sich sanft das Handgelenk und sah ihn an. "Du willst es wirklich wissen?"

"Ja, das will ich. Ich habe nicht vor in ein offenes Messer zu laufen." Dexters Stimme nahm einen harten Unterton an.

"Nun gut." Rowan lehnte sich mit den Unterarmen auf die Reling und schloss einen Moment ihre Augen um den Wind zu genießen. "Es ist nicht das Dokument das ich aufspüren kann, sondern die Botin."

Dexter sah sie an. "Wie ist das zu verstehen?"

"Die Botin heißt Athena und ist eine Aranasera. Ich bin in der Lage sie aufzuspüren und wo sie ist, ist das Dokument. So einfach ist das." Rowan ließ die Augen geschlossen.

"Und warum ich? Bei unserer gemeinsamen Vergangenheit wäre ein anderer Beschützer doch nur logisch gewesen." Dexter schüttelte ungläubig den Kopf.

Rowan öffnete ihre Augen, drehte ihren Kopf zu ihm und sah ihn ernst an. "Weil du nun einmal der beste Kämpfer des Ordens bist und weil wir beide eine gemeinsame Vergangenheit haben, in der wir sehr gut zusammen agiert haben."

"Ich will diese Vergangenheit nicht zurück!" sagte Dexter verächtlich.

"Was du willst und was nicht, das interessiert den Orden nicht. Du hast seine Interessen zu wahren und zu vertreten. Der Orden steht über unsere privaten Interessen." Rowan blickte ihn ernst an.

Plötzlich ging ein Ruck durch das Schiff.

"ANGRIFF! WIR WERDEN ANGEGRIFFEN!" schrie jemand.

Dexter und Rowan drehten sich um. 1 großer roter Drache näherte sich von der anderen Seite.

"Bei den Orden! Wieso greift uns der Kretin an? Die roten Drachen haben doch einen Pakt mit unseren Orden!" zischte Rowan wütend.

"Wohl nicht mehr." Dexter zog sein Schwert.

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