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Sonntag, 4. Mai 2014

Kapitel 3


Kapitel 3

Dexter Demerodt

 

Athena saß schweigend auf der Bettkante und starrte den Greifen an. Er lag zusammen gerollt neben dem Bett und schlief. Alles in ihr drängte danach ihn zu streicheln, ihn zu berühren, sie aus den Traum erwachen zu lassen indem sie sich befand, doch diese Hoffnung war vergebens. Es war kein Traum.

Sie erinnerte sich wie sie in den Straßen von Nedeston angesprochen wurde und man ihr einen Auftrag anbot. Das war in der Tat nichts Ungewöhnliches gewesen, da sie einen sehr guten Ruf als Botin besaß. Ja, sie war eine Botin. Sie brachte Dokumente von einen Ort zum Anderen ohne Fragen zu stellen. Sicherlich hab es genug Boten zum Überbringen von Schriftstücken, aber Athena war keine normale Botin. Sie war eine Aranasera. Eine Schattenläuferin.

Als Baby wurde sie ausgesetzt. Sie kam in die Obhut von Ignatius Kodar, der sie aufzog als sei sie seine eigene Tochter. Was niemand wusste, er war ein Meister der Aranasera. Und so bildete er sie in der Kunst der Schattenläufer aus. Als sie erwachsen war, verschwand er eines Tages und sie war fortan auf sich alleine gestellt. Schnell nutzte sie ihre Kunst um sich zurecht zu finden und wurde eine Botin.

Die Kunst der Aranasera bestand unter anderen darin sich unentdeckt bewegen zu können, als auch im Falle eines Kampfes schnell und gezielt zuschlagen zu können.

In kürzester Zeit hatte sie einen sehr guten Ruf und die Aufträge wurden immer schwerer aber lukrativer.

Vor einigen Tagen trat ein Mann in einer Kutte auf sie zu und gab ihr die Röhre als neuen Auftrag. Das Gesicht sah sie nicht, aber die Bezahlung stimmte. Das Ziel war ein Ordensgebäude und überreichen sollte sie es einen Mann namens "Der Rabe". Er würde sich am Ziel zu erkennen geben. Der schnellste Weg war die LUFTREITER, die aber den geheimnisvollen Schiff mit den Nexuswyvern zum Opfer fiel.

Athena schaute weiterhin auf den Greifen und seufzte.

Duke Hawksire rollte das Dokument wieder zusammen und tat es zurück in die Röhre. Dann reichte er ihr die Röhre. Überrascht sah Athena auf und nahm sie entgegen.

"Wir werden morgen früh aufbrechen. Du wirst das Dokument abliefern und ich werde mir diesen Raben zur Brust nehmen." sagte er und setzte sich wieder auf den Stuhl.

"Was hat es mit den Denerias Vorfall auf sich?" fragte Athena.

"Weißt du was der Denerias Vorfall ist?" Duke blickte sie an.

"Nein. Es hieß immer, die Greifen waren wegen des Denerias Vorfalls ausgelöscht worden. Es hieß sie haben Verrat betrieben." Athena wirkte etwas unsicher, denn schließlich hatte er die Uniform der Greifengarde.

"Das ist halt die offizielle Erklärung. Die Wahrheit ist eine Andere.  Doch das sollte Dich nicht belasten. Es kommt der Tag an dem die Wahrheit ans Tageslicht drängen wird und es wird der Tag der Gerechtigkeit." Duke ballte die Faust.

Athena schwieg. Sie sah wieder zum Greifen und nach einen kurzen Zögern strich sie mit der Hand über seine Federn.

Der Greif schien sich im Schlaf an ihre Hand zu schmiegen, was sie überrascht aufnahm.

"Er mag dich." sagte Duke.

Athena lächelte und strich weiter sanft über die Federn. "Er ist wundervoll. Wie heißt er?"

"Sein Name ist Ascendary und nun ist es Zeit zum schlafen, denn wir haben morgen viel vor.

 

*

 

"Euer Eminenz, ihr habt mich rufen lassen?" Dexter Demerodt stand in einen kleinen Raum, der schlicht eingerichtet war. Außer einen Schreibtisch, 2 Stühlen und einen kleinen Schrank, war der Raum leer. Der Mann hinter dem Schreibtisch deutete Dexter an, sich zu setzen.

Dexter Demerodt setzte sich und sah sein Gegenüber an.  Dieser war in einer einfachen, schwarzen Kutte gekleidet und war schon recht alt. Kurzes schneeweißes Haar bedeckte den Kopf und der Mann steckte die Feder, mit der er gerade auf einen Dokument schrieb, in ein kleines Tintenfässchen. Er trug den Namen Benedikt und das Oberhaupt seines Ordens.

"Schön das ihr da seid, Inquestor. Ich habe eine wichtige Aufgabe für euch." sagte Benedikt.

"Ich höre." Dexter Demerodt war komplett in schwarzen Stoff gekleidet und das betraf auch seine Handschuhe. An der rechten Hand befand sich ein Siegelring am Ringfinger.

"Eine Aranasera befindet sich auf den Weg nach Cyrilon. Sie hat ein wichtiges Dokument bei sich. Dieses Dokument darf sein Ziel nicht erreichen."

"Ist diese Information zuverlässig?"

"Bruder Maximus hat in Nedeston einen Verräter des Ordens gefasst. Nach eingehender Befragung hat sich herausgestellt, dass jene Person dieses Dokument im Auftrag an die Aranasera übergeben hat. Seinen Auftragsgeber konnte Bruder Maximus nicht ermitteln. Das Treffen fand im Verborgenen statt und der Ordensverräter hat das Gesicht nicht sehen können."

"Da ist jemand aber sehr vorsichtig."

"In der Tat. Wir wissen das sie auf die LUFTREITER ging, aber diese ist laut meinen Informationen angegriffen worden und abgestürzt. Bruder Marcus hat die Absturzstelle untersucht und ist sich sicher, dass sie überlebt hat."

"Wer hat die LUFTREITER angegriffen?"

"Das wissen wir nicht. Die Reste der Luftreiter wiesen sowohl Brandspuren als auch Kratzspuren auf und Bruder Marcus ist sich sicher, dass einige der Opfer zerrissen wurden."

"Nexuswyvern?"

"Vermutlich, aber die WYVERN ist eine Legende. Seemansgarn."

"Euer Eminenz, ich weiß das sich das absurd anhört, zumal die WYVERN laut der Legende eine unglaubliche Größe haben soll, aber wenn alles nur erdenkliche ausscheidet, bleibt nur das unerdenkliche. In jeder Legende ist ein Körnchen Wahrheit."

"Ihr glaubt das es die WYVERN gibt? Ein Schiff, was Nexuswyvern in seinen Inneren beherbergt."

"Was ich glaube und was nicht, tut hier nichts zur Sache. Es geht also um dieses Dokument."

"So ist es. Dieses Dokument darf sein Ziel nicht erreichen. Auf keinen Fall. Das wäre eine Katastrophe."

"Und was ist meine Aufgabe dabei?"

" Ihr seid unser bester Kämpfer. Ich möchte das ihr Rowan beschützt."

"Rowan? Sagtet ihr Rowan?"

"Ja. Sie ist die Einzige, die dieses Dokument finden kann. Ich möchte das ihr Beide euch auf den Weg macht und das ihr sie beschützt. Und ich möchte das ihr Beide das, was mal war vergesst, denn es geht um die Belange unseres Ordens. Hier ist der Passierschein, der euch überall Zutritt gewährt. Und nun verliert keine Zeit." Benedikt deutete zur Tür.

Dexter nickte, nahm die Rolle und erhob sich. Er verneigte sich kurz zum Abschied und verließ den Raum.

"Hallo Dexter." sagte eine sanfte Stimme neben der Tür.

Dexter drehte sich um und sah die junge Frau in den dunkelvioletten Gewändern auf der Holzbank an. "Hallo Rowan."

"Es ist lange her." Sie lächelte ihn an.

 

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