Kapitel 3
Dexter Demerodt
Athena saß
schweigend auf der Bettkante und starrte den Greifen an. Er lag zusammen
gerollt neben dem Bett und schlief. Alles in ihr drängte danach ihn zu
streicheln, ihn zu berühren, sie aus den Traum erwachen zu lassen indem sie
sich befand, doch diese Hoffnung war vergebens. Es war kein Traum.
Sie
erinnerte sich wie sie in den Straßen von Nedeston angesprochen wurde und man
ihr einen Auftrag anbot. Das war in der Tat nichts Ungewöhnliches gewesen, da
sie einen sehr guten Ruf als Botin besaß. Ja, sie war eine Botin. Sie brachte
Dokumente von einen Ort zum Anderen ohne Fragen zu stellen. Sicherlich hab es
genug Boten zum Überbringen von Schriftstücken, aber Athena war keine normale
Botin. Sie war eine Aranasera. Eine Schattenläuferin.
Als Baby
wurde sie ausgesetzt. Sie kam in die Obhut von Ignatius Kodar, der sie aufzog
als sei sie seine eigene Tochter. Was niemand wusste, er war ein Meister der
Aranasera. Und so bildete er sie in der Kunst der Schattenläufer aus. Als sie
erwachsen war, verschwand er eines Tages und sie war fortan auf sich alleine
gestellt. Schnell nutzte sie ihre Kunst um sich zurecht zu finden und wurde
eine Botin.
Die Kunst
der Aranasera bestand unter anderen darin sich unentdeckt bewegen zu können,
als auch im Falle eines Kampfes schnell und gezielt zuschlagen zu können.
In kürzester
Zeit hatte sie einen sehr guten Ruf und die Aufträge wurden immer schwerer aber
lukrativer.
Vor einigen
Tagen trat ein Mann in einer Kutte auf sie zu und gab ihr die Röhre als neuen
Auftrag. Das Gesicht sah sie nicht, aber die Bezahlung stimmte. Das Ziel war
ein Ordensgebäude und überreichen sollte sie es einen Mann namens "Der
Rabe". Er würde sich am Ziel zu erkennen geben. Der schnellste Weg war die
LUFTREITER, die aber den geheimnisvollen Schiff mit den Nexuswyvern zum Opfer
fiel.
Athena
schaute weiterhin auf den Greifen und seufzte.
Duke
Hawksire rollte das Dokument wieder zusammen und tat es zurück in die Röhre.
Dann reichte er ihr die Röhre. Überrascht sah Athena auf und nahm sie entgegen.
"Wir
werden morgen früh aufbrechen. Du wirst das Dokument abliefern und ich werde
mir diesen Raben zur Brust nehmen." sagte er und setzte sich wieder auf
den Stuhl.
"Was
hat es mit den Denerias Vorfall auf sich?" fragte Athena.
"Weißt
du was der Denerias Vorfall ist?" Duke blickte sie an.
"Nein.
Es hieß immer, die Greifen waren wegen des Denerias Vorfalls ausgelöscht
worden. Es hieß sie haben Verrat betrieben." Athena wirkte etwas unsicher,
denn schließlich hatte er die Uniform der Greifengarde.
"Das
ist halt die offizielle Erklärung. Die Wahrheit ist eine Andere. Doch das sollte Dich nicht belasten. Es kommt
der Tag an dem die Wahrheit ans Tageslicht drängen wird und es wird der Tag der
Gerechtigkeit." Duke ballte die Faust.
Athena
schwieg. Sie sah wieder zum Greifen und nach einen kurzen Zögern strich sie mit
der Hand über seine Federn.
Der Greif
schien sich im Schlaf an ihre Hand zu schmiegen, was sie überrascht aufnahm.
"Er mag
dich." sagte Duke.
Athena
lächelte und strich weiter sanft über die Federn. "Er ist wundervoll. Wie
heißt er?"
"Sein
Name ist Ascendary und nun ist es Zeit zum schlafen, denn wir haben morgen viel
vor.
*
"Euer
Eminenz, ihr habt mich rufen lassen?" Dexter Demerodt stand in einen
kleinen Raum, der schlicht eingerichtet war. Außer einen Schreibtisch, 2
Stühlen und einen kleinen Schrank, war der Raum leer. Der Mann hinter dem
Schreibtisch deutete Dexter an, sich zu setzen.
Dexter
Demerodt setzte sich und sah sein Gegenüber an. Dieser war in einer einfachen, schwarzen Kutte
gekleidet und war schon recht alt. Kurzes schneeweißes Haar bedeckte den Kopf
und der Mann steckte die Feder, mit der er gerade auf einen Dokument schrieb, in
ein kleines Tintenfässchen. Er trug den Namen Benedikt und das Oberhaupt seines
Ordens.
"Schön
das ihr da seid, Inquestor. Ich habe eine wichtige Aufgabe für euch."
sagte Benedikt.
"Ich
höre." Dexter Demerodt war komplett in schwarzen Stoff gekleidet und das betraf
auch seine Handschuhe. An der rechten Hand befand sich ein Siegelring am
Ringfinger.
"Eine
Aranasera befindet sich auf den Weg nach Cyrilon. Sie hat ein wichtiges
Dokument bei sich. Dieses Dokument darf sein Ziel nicht erreichen."
"Ist
diese Information zuverlässig?"
"Bruder
Maximus hat in Nedeston einen Verräter des Ordens gefasst. Nach eingehender
Befragung hat sich herausgestellt, dass jene Person dieses Dokument im Auftrag
an die Aranasera übergeben hat. Seinen Auftragsgeber konnte Bruder Maximus
nicht ermitteln. Das Treffen fand im Verborgenen statt und der Ordensverräter
hat das Gesicht nicht sehen können."
"Da ist
jemand aber sehr vorsichtig."
"In der
Tat. Wir wissen das sie auf die LUFTREITER ging, aber diese ist laut meinen
Informationen angegriffen worden und abgestürzt. Bruder Marcus hat die
Absturzstelle untersucht und ist sich sicher, dass sie überlebt hat."
"Wer
hat die LUFTREITER angegriffen?"
"Das
wissen wir nicht. Die Reste der Luftreiter wiesen sowohl Brandspuren als auch
Kratzspuren auf und Bruder Marcus ist sich sicher, dass einige der Opfer
zerrissen wurden."
"Nexuswyvern?"
"Vermutlich,
aber die WYVERN ist eine Legende. Seemansgarn."
"Euer
Eminenz, ich weiß das sich das absurd anhört, zumal die WYVERN laut der Legende
eine unglaubliche Größe haben soll, aber wenn alles nur erdenkliche
ausscheidet, bleibt nur das unerdenkliche. In jeder Legende ist ein Körnchen
Wahrheit."
"Ihr
glaubt das es die WYVERN gibt? Ein Schiff, was Nexuswyvern in seinen Inneren
beherbergt."
"Was
ich glaube und was nicht, tut hier nichts zur Sache. Es geht also um dieses
Dokument."
"So ist
es. Dieses Dokument darf sein Ziel nicht erreichen. Auf keinen Fall. Das wäre
eine Katastrophe."
"Und
was ist meine Aufgabe dabei?"
" Ihr
seid unser bester Kämpfer. Ich möchte das ihr Rowan beschützt."
"Rowan?
Sagtet ihr Rowan?"
"Ja.
Sie ist die Einzige, die dieses Dokument finden kann. Ich möchte das ihr Beide
euch auf den Weg macht und das ihr sie beschützt. Und ich möchte das ihr Beide
das, was mal war vergesst, denn es geht um die Belange unseres Ordens. Hier ist
der Passierschein, der euch überall Zutritt gewährt. Und nun verliert keine
Zeit." Benedikt deutete zur Tür.
Dexter
nickte, nahm die Rolle und erhob sich. Er verneigte sich kurz zum Abschied und
verließ den Raum.
"Hallo
Dexter." sagte eine sanfte Stimme neben der Tür.
Dexter
drehte sich um und sah die junge Frau in den dunkelvioletten Gewändern auf der
Holzbank an. "Hallo Rowan."
"Es ist
lange her." Sie lächelte ihn an.
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