Kapitel 2
Das Dokument
Athena
starrte den Greifen fassungslos an und konnte es immer noch nicht glauben.
Langsam versuchte sie sich von dem Laubhaufen zu erheben, doch der Greif hackte
mit den Schnabel in ihre Richtung. Schnell ließ sie sich wieder ins Laub zurück
fallen. Der Greif behielt sie im Auge und ging auf und ab. Dabei wandte er seinen
Kopf nicht von ihr ab. Worauf wartete er nur? Es war ihr klar das ihr nichts
anderes über blieb als liegen zu bleiben.
Sie
bemusterte den Greifen. Er schien jung zu sein. Ausgewachsene Greifen konnten
die Größe von Pferden erreichen, aber der hier war kleiner. Er hatte
außergewöhnliche glänzende, schneeweißen Federn, was sehr ungewöhnlich war,
denn Greifen hatten eigentlich deutlich mattere Federn gehabt ... als es sie
noch gab.
Athena war
zehn Jahre alt gewesen, als sie die Greifengarde des Kaisers in der Hauptstadt von
nahen gesehen hatte. Es waren unglaublich majestätische Tiere und sie waren der
Stolz des Königreiches gewesen. Doch dann war es zum Denerias Zwischenfall
gekommen und die Greifen fielen in Ungnade. Einer nach den Anderen wurde zu
Strecke gebracht und als Athena 12 war, waren die Greifen ausgestorben. Der
letzte Greif hatte sogar seinen Jäger noch mit in den Tod gerissen.
Schritte
näherten sich und rissen sie aus ihren Gedanken. Athena drehte den Kopf in die
Richtung und schien zu erstarren.
"Das
... das kann nicht sein!" stammelte sie.
Ein Mann in einer weißgoldenen Halbrüstung stand
vor ihr. Auf den Brustpanzer prangte das Wappen eines goldenen Greifen, das ein
wenig von einer goldenen Stoffschärpe bedeckt wurde. Auf den Rücken befand sich
ein Zweihänder. Eine Uniform der Greifengarde, der nicht mehr existierenden
Greifengarde.
Der Mann ging
zum Greifen und strich sanft mit der Hand über dessen Gefieder. Dann wandte er
sich Athena zu.
"Mit
wen habe ich das Vergnügen?" fragte er, während der Greif sich an der
rechten Seite des Mannes auf den Boden legte aber sie weiterhin nicht aus den
Augen ließ.
"Ich
... ich heiße Athena." antwortete sie.
Der Mann
nickte und reichte ihr die Hand. "Duke Hawksire."
Bei der
Antwort lieg es ihr kalt den Rücken herunter. Zögernd ergriff sie seine Hand,
aber anstatt sie zu schütteln zog er sie hoch.
Mit großen
Augen starrte sie Duke an, den sie Mitte Vierzig schätzte. "Wie kann das
sein?" stammelte sie. "Ihr ... ihr seid doch ... tot!"
Duke schaute
an sich herab und sah den Greifen an. "Sehe ich etwa irgendwie tot
aus?" Zu Athenas Überraschung schüttelte der Greif den Kopf.
"Es hat
so den Anschein, junge Dame, das die Nachrichten über mein Ableben etwas
verfrüht waren." Ein leichtes Lächeln spiegelte sich von seinen Lippen
wieder.
Athena
wiederum sah den Greifen an, der sie weiterhin im Auge behielt, aber deutlich
entspannter war, was sicherlich an Dukes Präsenz lag.
"Wie
ist das alles möglich? Ihr seid doch eigentlich tot und Greifen sind
ausgestorben." stammelte sie. Der Greif sah sie daraufhin süffisant an,
was Athena einen Schritt rückwärts machen ließ. "Er ... er versteht
mich?"
Die Greifen,
die sie noch kannte waren vom Wesen und der Intelligenz eher mit Pferden
vergleichbar gewesen, doch dieser Greif verstand sie, verstand ihre Sprache.
Sie war vollkommen verwirrt.
"Ja das
tut er, aber wir sollten von hier verschwinden. Nur für den Fall das die
Nexuswyvern wieder zurück kommen sollten. Folgt mir." Ohne ein weiteres
Wort ihrerseits abzuwarten ging er an ihr vorbei und ging tiefer in den Wald.
Unsicher sah
Athena zum Greifen aber folgte Duke, nachdem ihr klar wurde, das sie zwischen
Beide gehen sollte. Der Greif folgte ihr.
"Wäre
es nicht besser zu schauen ob es noch Überlebende gab?" fragte sie,
während sie einigen Zweigen auswich.
"Ihr
meint außer euch? Glaubt ihr das wirklich?" gab Duke zurück, ohne sich zu
ihr umzudrehen.
Athena
senkte traurig den Kopf. "Nein..." Sie hielt sich vor Augen, was die
Nexuswyvern mit ihren Opfern taten und eine unbändige Wut stieg in ihr auf. Und
sie war schuld daran ...
Instinktiv
griff sie nach der Röhre auf ihren Rücken. Sie war noch da und schien unversehrt,
trotz dass sie darauf gelegen hatte. Athena atmete auf.
Plötzlich
fuhr ihr ein großer Schmerz durch den Körper. Sie begann zu taumeln und ihr wurde
schwarz vor Augen. Dann brach sie zusammen und die gnädige Bewusstlosigkeit
umgab sie.
*
Athena
öffnete die Augen. Sie hatte Kopfschmerzen. Rasende Kopfschmerzen. Sie griff
sich an den Kopf und spürte einen Verband. Einen Moment schloss sie wieder die
Augen und atmete tief durch. Dann öffnete sie sie wieder und begann sich
umzuschauen.
Athena lag
in einen schlichten Holzbett. Der Raum war ebenfalls sehr schlicht
eingerichtet. Sie erkannte das sie in einer Holzhütte lag, die scheinbar nur
einen Raum hatte. Auf einer Kochstelle stand ein Topf in dem Wasser kochte,
zwei schlichte Schränke und Regale befanden sich an einer Wand und in der Mitte
des Raums stand ein Tisch mit einen Stuhl. Davor lag zusammengerollt der Greif.
Er schlief. Duke saß auf den Stuhl und schaute sie an.
"Was
... was ist passiert?" stammelte Athena.
"Ein
Nexuswyvern hat euch mit seinen Giftstachel erwischt, Athena. Allerdings wird
er niemanden mehr schaden können." Duke hatte die Beine überkreuzt und hielt
in der rechten Hand ein Buch. Er hatte die
Greifengarde Rüstung nicht länger, sondern trug grüne Lederkleidung.
"Warum
... lebe ich noch? Das Gift ist doch tödlich...." Athena drehte den Kopf,
atmete durch und starrte an die Decke.
"Weil
ich das Blut raus gesaugt habe, noch bevor das Gift weiter gelangen konnte. Ihr
hattet viel Glück." Duke legte das Buch auf den Tisch.
"Danke...."
sagte Athena erschöpft.
"Und
nun sagt mir warum sie hinter euch her waren." Duke faltete die Hände im
Schoß und schaute sie direkt an.
"Was..?"
Athena sah in wieder an.
"Verkauft
mich nicht für dumm, Athena. Der Nexuswyvern hat euch direkt angegriffen,
obwohl es eigentlich ein lohnenderes Ziel gab." Duke deutete auf den
Greifen.
Athena
zuckte etwas zusammen und blickte dann zum schlafenden Greifen. An Dukes Worten
war etwas dran. Die Nexuswyvern hatten wegen des Denerias Vorfalles großen
Anteil an der Vernichtung der Greifen.
"Ich....
ich kann ... darf nicht darüber sprechen..." kam es aus ihr.
"So?"
Duke griff hinter sich und legte Athenas Röhre auf den Tisch.
"Nein."
Sie fuhr hoch, jedoch ließ sie der Schmerz wieder unsanft zurück sinken.
"Dann
wollen wir doch mal sehen was wichtiger als ein lebender Greif sein kann."
Duke öffnete die Röhr und zog ein Pergament heraus. Er legte es auf den Tisch
und rollte es ganz aus.
"Ihr
dürft ... nicht...." Athena streckte den Arm in seine Richtung und ließ
ihn dann kraftlos sinken.
Duke las das
Dokument und drehte sich langsam zu ihr um.
"Von
wem ist es? Und zu wen soll es hingebracht werden?" fragte er mit ernster
Stimme.
Dabei lag
sein Zeigefinger auf der Überschrift des Dokumentes.
DENERIAS
VORFALL!
Spannend! ^^
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